Sonntag, 20. März 2016

Zeichen setzen

Neben der Orthographie und der Grammatik ist in der geschriebenen Sprache die Interpunktion die dritte Säule. Einige Zeichen werden im öffentlichen wie privaten Schriftverkehr immer mal wieder unterschiedlich verwendet. Welche Art der Verwendung ist jeweils richtig und warum, so fragt man sich. Drei Zeichen habe ich mal näher betrachtet.

Der Apostroph - oder: gibts nicht gibt's nicht?

Der Apostroph (griech. apó-strophos: abgewendet, vertrieben) ist ein Satz-, mehr ein Wortzeichen, das einzig für die Auslassung eines oder mehrerer Laute, Buchstaben oder auch Silben verwendet wird.

  • Ein einz'ges Mal
  • Ku'damm
  • Es war 'n schöner Abend
Interessant und nachvollziehbar im letzten Beispiel ist das Leerzeichen vor dem Wortzeichen. Ersetzt wir das 'ei' des Artikels ein - so gehört der Apostroph zum neuen Wort und wird nach Leerzeichen vor dieses gesetzt. Dies gilt beispielsweise für ein ersetztes -e in Verb-es-Kombinationen nicht. Aus geht es wird nicht geht 's, aus gibt es wird nicht gibt 's. Hier wird - per definitionem - kein Leerzeichen eingefügt. Im übrigen müssen hier inzwischen auch die Apostrophe nicht mehr gesetzt werden: gibts gibt's. Lange gilt dies schon für ins, ans, zum, beim etc. - mit der Orthographie-Reform werden auch Wendungen wie 'wie gehts' oder 'was gibts Neues', 'wie mans nimmt' neben der traditionellen Schreibung als richtig anerkannt.

Apostroph bei Imperativen

Deutsche Verben (2. Person Singular) enden im Deutschen regelmäßig auf -e.

  • Komme!
  • Rufe!
  • Höre!
Kommt es in der Befehlsform zur Vokaländerung entfällt dieses -e.

  • Gib!
  • Hilf!
  • Triff!
Der Werbeagentur von Twitter ist diese Vokalverschiebung nicht bekannt - und so quält sie die Teilnehmer mit einem gewagten 'Übertreffe Deine Ziele'. Doch dies ist ein anderes Thema.

Der Apostroph ist ein Auslassungszeichen. Da sich im täglichen Sprachgebrauch Imperative ohne Endung -e durchsetzten, werden sie auch im geschriebenen Deutsch nicht mehr gesetzt. So schreiben wir komm, ruf oder hör. Gleiches gilt für Verben in der 1. Person Singular: Ich steh unten, ich ruf Dich an, ich geh heute Abend ins Theater.

Der sächsische Genitiv

Auch im Englischen - im Angelsächsischen, mit dem heutigen Sachsen hat der Genitiv nichts zu tun -
steht der Apostroph als Auslassungszeichen. We'll see für we will see, don't für do not, I can't für I can not. Auch die Verwendung im Genitiv - Tarantino's movie, a long way's end, Mrs. Clinton's message - zeigt ein ausgelassenes Zeichen, ein -es/-æs/-as an, das im Altenglischen noch gesetzt wurde. Linguistisch wird eine solche Tilgung als Elision bezeichnet. Das Gegenstück zum sächsischen ist der sogenannte analytische Genitiv, der mit 'of' gebildet wird.

Im Deutschen wird die Endung -s des vorangestellten Teils einer Genitivkonstruktion nicht apostrophiert. Tarantinos Film, Clintons Botschaft etc. Auch und erst recht wird weder im englischen noch im deutschen Plural das -s mit Apostroph abgetrennt. So kaufen wir eggs, nicht egg's, auf dem Parkplatz stehen cars oder Autos. Was wir im Deutschen als Deppenapostroph bezeichnen, nennen Briten by this way greengrocers’ apostrophe. Bisweilen eine Kapostrophe!
Erlaubt ist mit der Reform das Abtrennen des -s zur Verdeutlichung der Grundform von Namen. Als Beispiel nennt der Duden 'Andrea's Friseursalon'. Kunden könnten offenbar ohne Apostroph an Andreas denken - dessen Salon indessen Andreas' ... heißen müsste.

Apostroph bei (Eigen-)Namen

Enden Worte auf s, ss, ß, x oder z, entfällt im Genitiv das -s. Dies wird durch einen Apostroph angezeigt.

  • Marx' Werke
  • Fritz' Bücher
  • Sanders' Strategie

Die Auslassungspunkte - Worte ... oder Buchst..en?



Bei diesem/n Zeichen kommt es darauf an, ob Buchstaben, Wörter oder ganze Textpassagen ausgespart werden sollen. Werden Buchstaben ausgelassen, so schließen sich die Punkte direkt an.

  • Verd...t noch mal!
  • Ach Du Sch..ße!
  • Er ist wirklich ein Ar...!
Ersetzen die Punkte Wörter oder längeren Text, so wird ein Leerzeichen gesetzt.

  • Ich weiß noch nicht, wann ...
  • Sie kennen das ...
  • Schriftsteller wie Goethe, Mann, Brecht ...
Es werden immer drei Punkte gesetzt - es sei denn, es werden in einem Wort weniger Buchstaben gekappt. Das (falsche) Beispiel habe ich Spiegel Online entnommen.

Der Bindestrich - oder: ein Thomas Mann-Roman?

Die Nutzung des Bindestrichs in der Weise wie in der Überschrift findet sich noch immer recht häufig. Zum Beispiel, nun ja, bei einem in Österreich weltberühmten Twitterer. So beschränke ich mich hier/heute auf die Besonderheit der Durchkopplung.

Der Autor heißt nicht Thomas Mann-Roman, wie es diese Schreibweise andeutet. Werden Vor- und Nachnamen mit einem dritten Element verbunden, so wird mit Bindestrich durchgekoppelt.

  • Thomas-Mann-Roman
  • Heribert-Prantl-Artikel
  • Helmut-Schmidt-Airport
Dies gilt auch, wenn es sich um feststehende Begriffe oder nominalisierte Phrasen handelt.

  • Nacht-und-Nebel-Aktion
  • das In-den-Tag-hinein-Leben
  • Trumps häufiges I-didn't-say-that













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